Serien

 

Insbesondere in meiner depressiven Zeit vor und nach dem Abbruch meines Studiums hab ich ständig Serien angeschaut. Ich schaute: The Wire, Die Sopranos, Breaking Bad, Dexter und Walking Dead. Zuletzt kamen Gotham, House of Cards und Better Call Saul hinzu. Da ich schon seit einigen Jahren keine Serien mehr gucke, hab ich nur einige Folgen der letztgenannten Serien gesehen.

 

Mir fällt auf, dass es früher keine so aufwendig produzierten Serien wie die gab, die ich oben genannt habe. Wahrscheinlich ist „Die Sopranos“ die erste Serie, die diese hohe Qualität erreicht. Die Tatsache, dass heutzutage aufwendigere Serien produziert werden als früher, könnte man darauf zurückführen, dass es heutzutage möglich ist Serien als DVD zu kaufen oder sie auf Netflix anzusehen, wodurch mehr Einnahmen generiert werden. Aber ich denke das ist nicht der einzige Grund.

 

Abgesehen davon, dass man die Serien unter der Fragestellung betrachten kann, wie bestimmte ideologische Konzepte vermittelt werden, fällt mir vor allem folgendes auf: in allen Serien herrscht Mord und Totschlag, überall wird egoistisch und gierig gehandelt, überall sind Psychopathen am Werk. Und mir fällt auf, dass die, die in den Serien „die Guten“ sein sollen, sich in ihren Methoden kaum von der Gegenseite unterscheiden; auch „die Guten“ zögern nicht Gewalt einzusetzen. Teilweise ist eine Unterscheidung zwischen „Gut“ und „Böse“ nicht möglich; es existieren nur unterschiedliche Gruppierungen mit unterschiedlichen Interessen, die sich in der einen oder anderen Art und Weise bekämpfen.

 

Wer ständig Serien schaut, in denen das kranke Verhalten - das psychopathische Verhalten - die Norm darstellt, wird sich kaum die Frage stellen, wie es dazu kommen konnte, dass unser Leben als ein ständiger Kampf aller gegen alle organisiert wurde. Gleichzeitig wird er sich nicht fragen, wer von diesem Kampf aller gegen alle profitiert. Er wird das, was er in den Serien sieht, als Bestätigung seines negativen Menschenbildes interpretieren, das ihm schon in der Schule und möglicherweise an einer Universität vermittelt wurde.

 

Ich hab schon darüber geschrieben, dass das negative Menschenbild gebraucht wird um daraus eine Legitimation von Herrschaft abzuleiten. Meiner Ansicht nach ist der Leviathan von Thomas Hobbes eine Auftragsarbeit und ein Propagandawerk, welches die Tatsachen auf perfide Weise verdreht. Der in Wahrheit paradiesische Naturzustand wird als grausam und quälend dargestellt, während das in Wahrheit als Kampf aller gegen alle organisierte Leben im Staat/ im System als wohlgeordnet und friedlich dargestellt wird. Anhand der Indoktrination von Studenten mit den Lehren von Hobbes (Politikwissenschaft) wird deutlich, dass bestimmte Konzepte uns über einen langen Zeitraum immer wieder eingetrichtert werden um langfristig die Herrschaft abzusichern. Außerdem wird das einheitliche Wirken von Bildungssystem und Unterhaltung deutlich - natürlich im Einklang mit allen anderen kontrollierten Institutionen.

 

In keiner anderen Serie ist die Gewaltdarstellung so extrem wie in „Walking Dead“. Immer wieder werden Menschen lebendig aufgefressen und die Untoten sehen sehr realistisch aus. Ich meine, dass man sich nicht nur im Bezug auf „Walking Dead“, sondern auch im Bezug auf die anderen, nur geringfügig weniger von extremer Gewalt geprägten Serien, fragen sollte, ob man sich in die niedrige Frequenz der Serien hineinziehen lassen will. Diejenigen, die entscheiden, welche Drehbücher geschrieben und welche Serien produziert werden, wissen sicherlich, welche Wirkung das Ansehen extremer Gewaltszenen auf uns hat. Sie wollen einen Gewöhnungseffekt, einen Abstumpfungseffekt erzielen und sie wollen, dass wir in Resonanz mit den niedrigen Frequenzen des Kampfes und der Gewalt sind. Denn nur dann können wir in einem System gehalten werden, durch das unser Leben als ein Kampf aller gegen alle organisiert werden soll. Das ist der Grund, warum ich keine Serien mehr anschaue.