Alan Watts (1)

 

„Die Unfähigkeit, die mystische Erfahrung als solche anzuerkennen, ist mehr als eine intellektuelle Beschränkung. Mangel an Bewusstsein der grundlegenden Einheit von Organismus und Umwelt ist eine ernsthafte und gefährliche Halluzination. Denn in einer Zivilisation, die mit immenser technologischer Macht ausgestattet ist, führt die Entfremdung zwischen Mensch und Natur zur Anwendung von Technologie in einer feindseligen Geisteshaltung – zur ‚Eroberung‘ der Natur anstelle einer intelligenten Kooperation mit ihr.“

 

Dieses Zitat von Alan Watts ist bei Wikipedia zu finden. Interessanterweise wird Alan Watts von Wikipedia als „Religionsphilosoph“ klassifiziert. Ich bin mir sicher, dass er sich selbst nicht so klassifiziert hätte. Stattdessen hätte er sich wahrscheinlich als Mystiker bezeichnet. Es ist nämlich ein Unterschied, ob man Theorien und Modelle über etwas aufstellt oder die Absicht hat etwas unmittelbar zu erfahren. Ein Religionsphilosoph ist jemand, der sich auf der Ebene von Theorien und Modellen bewegt; ein Religionsphilosoph ist jemand, der ausschließlich seinen Intellekt einsetzt. Jedoch ist es gerade die Beschränkung auf den Intellekt, die Alan Watts in den oben zitierten Sätzen kritisiert. Aus dem Zitat geht klar hervor, dass Bewusstwerdung ein Prozess ist, der nicht allein mit dem Intellekt vollzogen werden kann.

 

Als Merkmal der heutigen Zivilisation nennt Alan Watts den „Mangel an Bewusstsein der grundlegenden Einheit von Organismus und Umwelt“. Alan Watts hatte also eindeutig ein spirituelles Weltbild. Da Wikipedia ein Ausdruck des irdischen Kontrollsystems ist, das die von Alan Watts benannte Illusion der Trennung als Grundlage hat, ist klar, dass Alan Watts von Wikipedia nicht korrekt gewürdigt werden kann. Wenn Wikipedia das spirituelle Weltbild anerkennen würde, würde seitens des Kontrollsystems die Deutungshoheit und somit die Macht über die Menschen aufgegeben.

 

Gemäß des irdischen Kontrollsystems darf der Mensch zwar an Gott glauben, doch er darf nicht glauben, dass er selbst ein Ausdruck des göttlichen Wirkens ist. Gemäß des irdischen Kontrollsystems soll der Mensch sich als ein Wesen wahrnehmen, das vom Göttlichen abgetrennt ist. Die Illusion der Trennung zu durchschauen würde automatisch mit der Befreiung einhergehen. Denn nur einem Menschen, der von der Illusion der Trennung betroffen ist, können absurde und repressive Regeln auferlegt werden, von denen Religionsführer behaupten sie seien von Gott gewollt.

 

Durch die Manipulation der Sprache können bestimmte Sichtweisen unsichtbar gemacht werden und andere Sichtweisen für allgemeingültig erklärt werden, ohne dass dies von der Mehrheit der Menschen überhaupt bemerkt wird. Im Mainstream wird nicht zwischen Religion und Spiritualität unterschieden. Dadurch, dass alles, was im Mainstream als „Religion“ bezeichnet wird, die Illusion der Trennung beinhaltet, wird eine Sichtweise, die die Illusion der Trennung nicht beinhaltet, unsichtbar gemacht. Das, was mit Worten nicht ausgedrückt werden kann, kann auch nicht gedacht werden. Ich lege sehr großen Wert auf die Unterscheidung von Religion und Spiritualität, was ich in meinem Artikel „Spiritualität und Religion“ dargelegt habe.

 

 

Esoterik [...] ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten 'inneren' Personenkreis zugänglich ist, im Gegensatz zu Exoterik als allgemein zugänglichem Wissen. Andere traditionelle Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, etwa synonym mit Mystik, oder auf ein 'höheres', 'absolutes' Wissen.“

 

An den ersten Sätzen des Wikipedia-Artikels zum Stichwort „Esoterik“ zeigt sich die banalisierende und irreführende Darstellung des Phänomens. Wie üblich wird das „wegerklärt“, was dem Matrix-Weltbild nicht entspricht. Indem von einer „philosophischen Lehre“ gesprochen wird, wird allem Esoterischen der Charakter eines Modells oder einer Theorie übergestülpt. Dadurch wird die Existenz einer inneren Sphäre verleugnet. Die von Wikipedia verwendete Formulierung enthält implizit die Aussage, dass eine innere Sphäre nicht existiert. Indirekt wird somit die Möglichkeit verleugnet innerlich etwas zu erfahren, was über die „normale Alltagsrealität“ hinausgeht.

 

Der zweite Satz aus dem Wikipedia-Artikel zum Stichwort „Esoterik“, in dem von einem „inneren, spirituellen Erkenntnisweg“ die Rede ist, ist weniger irreführend als der erste Satz. Allerdings werden bei der Formulierung „'höheres', 'absolutes' Wissen“ die beiden Adjektive in Anführungszeichen gesetzt, womit angedeutet wird, dass ein „'höheres', 'absolutes' Wissen“ nicht existiert, sondern höchstens Menschen, die irrtümlich die Vorstellung haben ein „'höheres', 'absolutes' Wissen“ erlangen zu können.